Vortragsreihe zum 70. Jahrestag der Befreiung des KL Auschwitz veranstaltet vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin und Medizinhistorisches Museum Hamburg. • 27.1. – 7.4.2015
Dienstag 27. Januar 2015 18:30 Uhr Medizinhistorisches Museum Hamburg Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg
Einführung/Moderation: Prof. Dr.med. Heinz-Peter Schmiedebach Prof. Dr. Eva Brinkschulte
Vortrag Dr. med. Konrad Beischl: “Dr. med. Eduard Wirths und seine Tätigkeit als SS-Standortarzt im KZ Auschwitz.”
Filmausschnitt: “Halte aus, Auschwitz ist der beste Ort, Gutes zu tun.” Über den Standortarzt in Auschwitz Dr. med. Eduard Wirths 1942 – 1945. Video: Judith Haman /Heiner Metzger, Hamburg 2014 • vimeo.com/115259653
wasche meine Hände …#4 “Halte aus, Auschwitz ist der beste Ort, Gutes zu tun”
Über den Standortarzt in Auschwitz 1942-1945, Dr.Eduard Wirths.
Während der Ausstellung “wasche meine Hände..#3”, räumliche Inszenierung von Judith Haman 8.8 -13.9.2013 im Schulmuseum Hamburg besuchte Peter Wirths, der Sohn von Dr.E.Wirths, die Ausstellung, in der Dr. E.Wirths und sein Bruder, der Gynäkologe Dr. H.Wirths an der Frauenklinik in Hamburg-Altona, als Verantwortliche an den medizinischen Verbrechen in Auschwitz benannt werden. In mehreren Interviews befragen ihn Jutta Hübner und Judith Haman über seine Kindheit in Auschwitz und das Verhalten seines Vaters. Frühere Interviewpassagen mit Verwandten von Dr. E.Wirths aus dem Dokumentarfilm von 1975:„Dr. Eduard Wirths, Standortarzt von Auschwitz“, Niederlande, Regie: Rolf Orthel, kreisen um die Behauptung seines Vaters: “Halte aus, Auschwitz ist der beste Ort, Gutes zu tun”. Videoaufnahmen entstanden beim Besuch von Peter Wirths in der Ausstellung „wasche meine Hände“ im Schulmuseum Hamburg (2013), wenige Monate später im Haus von Peter Wirths. Auf dem Kriegerdenkmal im Heimatort Geroldshausen wird Dr. E.Wirths als “Gefallener” im 2. Weltkrieg namentlich aufgeführt.
Radiosendung • Samstag 17.1.2015 14 – 16.00 Uhr “wasche meine Hände… 27.1.2015”FSK 93,0, 101,4 oder als Stream Das Projekt “…wasche meine Hände 27.1.2015 Mediziner in Auschwitz und Hamburg“ sollte am Montag, den 19.1.2015 um 18.00 Uhr beginnen, im Medizinhistorischen Museum Hamburg, Fritz Schumacher-Haus (Haus N30.b) / Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistraße 52, 20246 Hamburg. Mit Rauminszenierungen, Installationen, einem Medienfundus, Vortragsreihe und Theaterinszenierungen um das zentrale Thema des Projekts: die Forschungen von Medizinern in Auschwitz und Hamburg. Weder die Hamburgische Kulturstiftung noch der Elbkulturfonds unterstützen das geplante Projekt. Die Vortragsreihe zum 70. Jahrestag der Befreiung des KL Auschwitz beginnt am 27.1.2015 um 18:30 im Hörsaal des Medizinhistorischen Museum Hamburg, Fritz Schumacher-Haus (Haus N30.b) und wird vierzehntägig, dienstags um 18:00 Uhr mit Vorträgen und Filmausschnitten bis 7. April 2015 fortgesetzt. In der Vortragsreihe werden u.a. neue Recherchen über die Zusammenarbeit des Standortarztes im KZ Auschwitz – Dr. E. Wirths und seinem Bruder Dr. H. Wirths mit der Frauenklinik Hamburg-Altona vorgestellt.
In der Radiosendung werden die geplanten Projektbeiträge dargestellt, eine Kritik der Gedenkkultur und neue Recherchen diskutiert mit Judith Haman und Jutta Hübner. Sie konzipierten das Projekt und haben es seit 2013 erarbeitet. Moderation: Heiner Metzger
2012
wasche meine Hände #2 Radiofeature: Alt-Rehse 1935 – ein Trainingslager für ärztliche Mörder Ein Besuch 2012 im mecklenburgischen Alt Rehse, idyllisch gelegen am Tollensesee. Der Umbau des Guts Alt-Rehse zum deutschen Trainingslager für ärztliche Mörder wurde am 1.6.1935 mit großem Aufwand gefeiert, die Eröffnungsrede von Rudolf Heß durch sämtliche Radiosender deutschlandweit übertragen. Diese “reichsweit” einmalige Einrichtung diente bis 1943 der ideologischen Schulung von deutschen Ärztinnen und Ärzten, Hebammen, Apothekern sowie Angehörigen der gesundheitspolitischen Institutionen. Ein Viertel der deutschen Jungärzte wurde im Zentrum der NS Eugenik geistig und körperlich “erzogen”und erhofften sich einen Karrieresprung durch ihre Teilnahme. Nach der Befreiung übernahm die sowjetische Armee die Anlage, darauf folgten NVA und Bundeswehr. Als Nachkomme ihrer Vorgängerorganisation in der Nazizeit macht die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) 1991 Rückgabeansprüche auf die “NS Ärzteführerschule” geltend sowie auf den Grund und Boden und die Häuser des ehemaligen Nazi-Musterdorfs. In jahrelangen Prozessen kämpften die Alt-Rehser darum, die Häuser der KBV nicht abkaufen zu müssen. Am Ende verzichtet die KBV, die Kosten für den Erhalt waren ihr zu hoch. Den 65 Hektar großen Park mit dem altem Gutshaus und den Schulungsräumen kaufte 2006 ein Wirtschaftsjurist aus Bayern für 2 Mio. € s Der “Tollense Lebenspark”, eine esoterische Gemeinschaft, pachtete den Park und die Gebäude, sie wollten ihn in einen Ort verwandeln, “an dem es viel Arbeit gibt und sich gut leben lässt”. Die assoziierte “Stiftung Medizin und Gewissen” fördert die “Erforschung (…) der bewegten und bewegenden Geschichte des Parks”, sonst werden Menschen eingeladen zum “Bewusstseinswandel in der weitläufigen Natur und den vielen versteckten Kraftplätzen” und dabei “geistes-, tat- und finanz-kräftig mit anzupacken”.
(update: der “Tollense Lebenspark” ist schon seit Jahren Pleite und mußte nun die Pachtfläche verlassen. >> Juristisches Ende eines Lebenstraums, Nordkurier 14.04.2015)
Der Verein “Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e.V.” (EBB) “hat sich zum Ziel gesetzt, die Ergebnisse seiner Gedenkstättenarbeit in eine zukunftsorientierte und moderne Bildungsarbeit zu integrieren” und erhofft sich eine geregelte Förderung. O-Töne, die Geschichte der ehemaligen “Führerschule der Deutschen Ärzteschaft Alt Rehse”, ihre Hauptakteure und deren Werdegang nach 1945, die weitere Nutzung des Gutsparks bis heute.
Am Lagerleben zerbrochene Menschen wurden im KZ „Muselmänner“ genannt.
„Alle Muselmänner, die im Gas enden, haben die gleiche Geschichte, besser gesagt, sie haben gar keine Geschichte; sie sind dem Gefälle gefolgt bis in die Tiefe, ganz natürlich, wie die Bäche, die schließlich im Meer enden. Im Lager kamen sie auf Grund der ihnen eigenen Untüchtigkeit oder durch Unglück oder durch irgendeinen banalen Umstand zu Fall, noch bevor sie sich hätten anpassen können, sie konnten mit der Zeit nicht Schritt halten, und sie fangen erst dann an, Deutsch zu lernen und sich ein wenig in dem infernalischen Durcheinander von Geboten und Verboten zurechtzufinden, wenn ihr Körper schon in Auflösung begriffen ist und sie nichts mehr vor der Selektion oder dem Erschöpfungstod bewahren könnte. Ihr Leben ist kurz, doch ihre Zahl ist unendlich. Sie, die Muselmänner, die Verlorenen, sind der Nerv des Lagers: sie, die anonyme, die stets erneuerte und immer identische Masse schweigend marschierender und sich abschuftender Nichtmenschen, in denen der göttliche Funke erloschen ist und die schon zu ausgehöhlt sind, um wirklich zu leiden. Man zögert, sie als Lebende zu bezeichnen, man zögert, ihren Tod, vor dem sie nicht erschrecken, als Tod zu bezeichnen, weil sie zu müde sind, ihn zu fassen. Sie bevölkern meine Erinnerung mit ihrer Gegenwart ohne Antlitz; und könnte ich in einem einzigen Bild das ganze Leid unserer Zeit einschließen, würde ich dieses nehmen, das mir vertraut ist: Ein verhärmter Mann mit gebeugter Stirn und gekrümmten Schultern, von dessen Gesicht und Augen man nicht die Spur eines Gedankens zu lesen vermag.“
(Primo Levi, Ist das ein Mensch? DTV, 2002)
„Der Muselmann verkörpert die anthropologische Bedeutung absoluter Macht in besonders radikaler Form. Im Akt des Tötens hebt sie sich selbst auf. Der Tod des anderen beendet das soziale Verhältnis. Durch das Aushungern jedoch gewinnt sie Zeit. Sie errichtet ein drittes Reich zwischen Leben und Tod. Wie der Leichenhaufen dokumentiert der Muselmann den vollkommenen Triumpf über den Menschen. Obwohl noch am Leben, ist er eine namenlose Gestalt. In seinem Siechtum verwirklicht sich das Regime (…).“
“Einmal Krankheitsbild oder ethische Kategorie, einmal politische Schranke oder anthropologischer Begriff, ist der Muselmann ein undefiniertes Wesen, in dem nicht allein Menschlichkeit und Nicht-Menschlichkeit, sondern auch das vegetative Leben und das der Beziehungen, Physiologie und Ethik, Medizin und Politik, Leben und Tod kontinuierlich ineinander übergehen. Deswegen ist sein „drittes Reich“ die vollkommenen Chiffre des Lagers, des Nicht-Ortes, an dem alle Grenzen zwischen den Disziplinen zusammenbrechen, alle Dämme überschwemmt werden.”
(Wolfgang Sofsky, Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager, 1993, Fischer Verlag, S. 230)
Mediziner in Auschwitz und Hamburg
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