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Zeichnungen Per Ulrich
Per Ulrich
(Vesterbolle/Himmerland in Dänemark 1915– 1994 )
Zeichnungen im KZ Neuengamme
Ca. 200 Zeichnungen konnte er aus dem KZ retten, viele Blätter gingen verloren u.a. ein Stapel von 250 Zeichnungen.
Nach der Befreiung publizierte er noch 1945 das Buch „Zeichnungen aus deutschen Konzentrationslagern) mit 52 Zeichnungen, eigenen Bildunterschriften sowie Texten. Die Originale befinden sich heute im Museet for Danmarks Frihedskamp 1940-1945 in Kopenhagen. Er selbst war der Meinung, dass seine KZ-Zeichnungen qualitativ hochwertiger seien als sein späteres Werk.
Buch „Kriegshumor“, 1943, aufgrund dessen wurde er verhaftet und wegen Majestätsbeleidigung angeklagt, danach im Lager für dänische Widerstandskämpfer. Von der Gestapo als politischer Schutzhäftling nach Warnemünde, Bützow/Dreibergen deportiert, weitere Stationen Güstrow, Sachsenhausen, KZ Neuengamme.
Aus dem Buch „Die Zeichnung überlebt…“ Bildzeugnisse von Häftlingen des KZ Neuengamme von Maike Bruhns, Edition Temmen, 2007
Über die Muselmänner im KZ schrieb Per Ulrich in seinem Buch „Tegninger fra tyske Koncentrationslejre, Schlusstext, 1945
Der „Muselmann“ besteht nur aus Haut und Knochen. Die Kieferknochen stehen im Gegensatz zu den Falten, die sich am Hals gebildet haben, scharf unter der strammen Haut des Kinns hervor. Die Hüftknochen stehen in stummer Anklage als Gewölbe unter dem Brustkasten. Die Knie und Ellenbogen scheinen geschwollen und schwammig. Ein „Muselmann“ ist ein Skelett mit Haut darüber, mit einer erschreckenden Unheimlichkeit, denn das Skelett ist halblebendig. Es bewegt sich. Vornüber gebeugt mit dem Kopf zwischen den spitzen, abgemagerten Schultern, starr in den Gelenken schleppt er sich dahin auf steifen Altmännerbeinen. Die Haut ist schorfig, stockfleckig und schmutzig. Das Zeug hängt lumpig, nass und vom Durchfall durchsetzt, an ihm. Die Lebenslust ist weg, die Augen leer und ausdruckslos. Sie starren, ohne zu sehen. Man kann nicht mit ihm sprechen. Eine Unterhaltung kommt überhaupt nicht zustande. Der Denkvorgang ist auf einen einzigen Gedanken beschränkt, der in seiner Gehirnschale umgeht: Essen, Essen. Er ist schon eine Leiche, eine lebende Leiche. Zu schwach, um seine unzureichende Ration zu essen, aber trotzdem presst er seinen trockenen Roggenbrotkanten in sich hinein. So schwach ist er, dass ein Zug an einer Zigarette den letzten Funken Leben zum Erlöschen bringen würde.
Und doch war er vor einigen Wochen ein Mensch, der des Lebens froh war, vielleicht war er ein angesehener und bekannter Mann in seinem Land. Der Tod eines“Muselmanns“ war demütigend und elend, und doch wurde er das Los von Tausenden und Abertausenden tapferen Freiheitskämpfern.
(Seite 161)
Fotographie in Auschwitz
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Splitter einer Recherche 2012 (.pdf)
Artikel von Dr. Jutta Hübner, Hamburger Ärzteblatt April 2012